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Ist das nicht eine tolle Vorstellung ein Auto zu fahren, das individuell, sportlich aber noch komfortabel, mit ausreichend PS, Allrad, gut ausgestattet und dann noch sparsam bei Spritkosten und umweltfreundlich ist? Bis auf die letzen beiden Punkte hatte ich schon mein Traumauto, einen Jaguar X-Type3.0 Sport, 231PS und Allrad. Nach fast 4 Jahren gefällt er mir noch wie am ersten Tag! Den geb' ich nicht mehr her. Fast ein Jahr lang habe ich mich mit dem Thema Autogas / Erdgas auseinandergesetzt. Und ausgerechnet beim Jaguar X-Type erfahre ich, dass er sich eigentlich nicht umrüsten lässt? Aber ich war so mutig und habe meine Katze trotz schlechter Vorzeichen auf Autogas umrüsten lassen. Jetzt bin ich schon 30Tkm mit Gas gefahren und kann bis jetzt sagen, es war eine gute Entscheidung! Da öfters Anfragen kommen, wie mein Auto mit Gas läuft und weil es ein Hobby von mir geworden ist: hier alle Informationen, die ich gesammelt und ausgewertet habe. Entschuldigt das eines Informatikers unwürdige einfache Design. nach oben ^ Am Anfang war die Suche nach einem Umrüster, der sich "traut", einen X-Type umzurüsten. Die Wahl fiel nach vielen Gesprächen und Angeboten auf einen schon erfahrenen Umrüster in meiner Gegend, der mit Ford V6-Motoren schon Erfahrungen gesammelt hatte. Auch war es der teuerste, er hat aber bei mir den besten und kompetentesten Eindruck hinterlassen: T&W Eppendorf (www.ford-eppendorf.de). Ich habe mich nicht getäuscht. Man hat sich nicht nur auf das Experiment eingelassen, sondern auch durchgezogen. Stets wurde allen Problemen nachgegangen, auch wenn größerer Zeitaufwand notwendig war. Und ich war oft vor Ort. Service: sehr gut. Danke Herr Tirpitz! nach oben ^
In Stichpunkten:
In die Radmulde passt normalerweise ein 62l-Tank (Brutto). Damit bleibt der Kofferraumboden original erhalten. Ich wollte aber einen größeren Tank und bastelte mit selber aus Sperrholz, Auslegeware und Filz einen neuen über die gesamte Grundfläche ebenen Boden. Ich habe damit zwar im Ersatzradmuldenbereich 4cm Höhe verloren, aber der unebene Kofferraumboden hat mich schon lange gestört. Mit dem Umbau war ich sehr zufrieden. Voll nach meinen Vorstellungen, saubere Arbeit. Das Auto lief von Anfang an ausgezeichnet mit Gas. Die Probleme im Benzinmodus werden unter Probleme! beschrieben. Die Bilder zeigen, dass man von Außen kaum erkennt, dass das Auto mit Gas betrieben wird. Radmuldentank Neuer Kofferraumboden Motorraum: nichts von Gasanlage zu sehen Alles unter der Verkleidung Saubere Lösung: der Tankanschluss Umschalter und Gasfüllstandsanzeige Jaguar
Kundendienst Tipp 04/04 Der
Betrieb von umgebauten Benzinmotoren mit Flüssiggas Jaguar
kann die Verwendung von Flüssiggas aus folgenden Gründen nicht empfehlen. 1.
Derzeit existieren keine welt- oder europaweit gültige Flüssiggas-Norm; in
einigen Ländern besteht es überwiegend aus Butan, in anderen aus Propan. Für
jeden dieser Kraftstofftypen sind andere Motoreinstellungen zur Gewährleistung
optimaler Fahrleistungen erforderlich, da bereits geringfügig vom Optimum
abweichende Einstellungen für das Luftverhältnis und/oder die Zündverstellung
die thermische Belastung einzelner Komponenten - insbesondere der Auslassventile
- erheblich steigern und dadurch deren Lebensdauer verkürzen. So weichen
beispielsweise die chemisch korrekten volumetrischen Luftverhältnisse von
Propan und Butan um 30% voneinander ab. 2. Bei
den meisten Fahrzeugumbauten für Flüssiggasbetrieb wird das ursprüngliche Zündsystem
beibehalten. Die bei Verwendung von Flüssiggas für optimale Fahrleistungen benötigte
Zündeinstellung weicht aber gravierend von der im Jaguar-Motormanagementsystem
vorgegebenen Zündverstellung ab. Die daraus resultierenden Belastungen einzelner
Komponenten (z.B. bei Ventilen) durch hohe Temperaturen und Gasdrücke kann zu
deren vorzeitigen Verschleiß führen. 3. Wegen
seiner "Trockenheit" greift Flüssiggas die Ventile stärker an als
unverbleites Benzin. Wird ein für konventionellen
Kraftstoff ausgelegtes Fahrzeug mit Flüssiggas betrieben, ist im Endeffekt der
Verschleißgrad der Auslassventile, insbesondere bei hohen Drehzahlen, deutlich
höher als bei Betrieb mit Benzin. 4.
Verantwortlich für die höhere thermische Belastung einzelner Komponenten beim
Betrieb mit Flüssiggas sind auch die bei Verwendung eines vorverdampften
Kraftstoffes auftretenden höheren Einlasstemperaturen im Brennraum. Bei einem
konventionellen Benzinmotor wie dem Jaguar wird die für die
Krafftstoffverdampfung benötigte Wärme der Ansaugluft entzogen, wodurch
gleichzeitig eine Senkung der Ansaug-/Ladelufttemperatur bewirkt wird. Demgegenüber
wird bei einem Flüssiggas Fahrzeug die für die Kraftstoffverdampfung benötigte
große Wärmemenge durch einen wasserbeheizten Verdampfer bereitgestellt. Da der
Kühleffekt hier durch ausfällt, kommt es insbesondere bei hohen Drehzahlen zu
einem Anstieg der Verbrennungs- und Abgastemperaturen. Was da Jaguar schreibt, ist technisch sachlich voll korrekt. Und ich versuche mich danach zu richten. Ich fahre also nicht dauerhaft mit Gas auf Volllast, und nicht über 200, jedenfalls nicht längere Strecken. Wenn mir so ist, dann benutze ich den Umschaltknopf auf Benzin wie andere den Sportmodusknopf. Trotzdem würde mich interessieren, wie die Ventile aussehen. Beim Zündkerzenwechsel versuche ich mit einem Endoskop mir ein Bild machen zu können. nach oben ^
Würde ich einen Fremden mein Auto fahren lassen, er würde nicht merken, dass es mit Gas betrieben wird. Lediglich das Umschalten von Benzin auf Gas nach dem Warmfahren ist manchmal zu merken, wenn man gerade viel Gas gibt. Der Motor scheint etwas ruhiger zu laufen, was viele auf die höhere Oktanzahl schieben. Das kann aber auch Einbildung sein. Ein negativer Effekt ist das Umschalten von Gas auf Benzin bei fast aber nicht ganz leeren Gastank, wenn man gerade viel Leistung vom Motor abfordert. Man kann bei sehr schnellem Hochschalten, ohne den Motor abtouren zu lassen, ein kurzes Ruckeln vom Motor provozieren. Im Benzinmodus schafft man das kaum. nach oben ^
Meist wird bei Autogasumrüstung angegeben, dass so gut wie kein Leistungsverlust wahrzunehmen ist. Ich wollte es genau wissen. Deshalb habe ich die Leistung Benzin versus Gas auf einen Rollenmessstand ermitteln lassen. Ich habe beide Messprotokolle eingescannt, blau bzw. grün eingefärbt und überlagert. Die unruhigen Kurven kommen durch die Probleme zustande, das Allradfahrzeug sauber auf den Rollen zu halten (Aussage Messpersonal). Es war Regenwetter und alles etwas nass. Wegen des Regens stand ich in der Garage dicht neben meinem Auto. Im genutzten 4. Gang bei 210km/h flößt das einem ganz schön Respekt ein. Bei den Absolutwerten war ich zuerst enttäuscht, weil ich gerade mal max. 152 statt 169kW ablesen konnte, aber dann fand ich die Bemerkung: "n. korrigiert". Das wird wohl bedeuten, dass hier die Leistung angegeben wird, die an den Rädern bzw. Rollen des Messstandes ankommt. Getriebe und Allrad schlucken also ganz schön. Die Graphik bestätigte mein Gefühl, im unteren Drehzahlbereich läuft das Auto etwas besser oben herum etwas schlechter. Die Kurven schneiden sich bei ca. 4000u/min. Da man aber im allgemeinen öfters unter 4000u/min fährt, ist wohl praktisch ein Leistungszuwachs zu erleben. Besonders bei ganz niedrigen Drehzahlen um die 1000u/min läuft der Motor besser und neigt weniger zum Ruckeln. nach oben ^
Richtige Probleme, die X-Type- unabhängig waren gab es auch. 1. Gasgeruch beim Umschalten von Benzin auf Gas nach Kaltstart, allerdings nur bei Temperaturen unter -10 °C, anschließend keine Undichtheit festzustellen: Eine original Schlauchschelle erwies sich als zu schwach für den Gasschlauch, der bei Kälte zu hart und undicht wurde. Etwas Motorwärme reichte dann aus, und alles war wieder dicht. Unter diesen Umständen war das Problem schwer zu finden. Mit mehreren Anläufen und genauer Beobachtung konnte dann mein Umrüster das Problem mit einer besseren Schlauchschelle lösen. 2. Temperatursensor für Umschaltung von Benzin auf Gas ausgefallen: Der ist einfach aus seinem Gehäuse, in das er eingepresst war, herausgefallen und hing in der Luft. Da so das Auto nicht allein von Benzin auf Gas umgeschalten hat, habe ich bei warmen Motor von Hand mit Gas gestartet. Diese Möglichkeit gibt es ja auch. Die X-Type- abhängigen Probleme sind komplizierter. Die sind es, die Umrüster zu der Meinung haben kommen lassen, dass der X-Type nicht umzurüsten geht. Die Probleme hat man ausschließlich im Benzinbetrieb, weil die Motorsteuerung im Gasbetrieb über Sensorwerte vom Benzindruck "falsch" lernt und dann schlechte Werte im Benzinbetrieb benutzt. Die Probleme hat mein Umrüster in einem zeitintensiven Lernprozess gelöst. Übrig geblieben ist noch die brennende Motorkontrolllampe. Dafür suchen wir nach wie vor eine Lösung. Über Anregungen und Gedankenaustausch würde ich mich freuen. nach oben ^
Um herauszufinden, was das Gasfahren nun wirklich bringt, habe ich fleißig Daten gesammelt. 100% genau kann man zwar nicht alles erfassen, aber ausreichend, um sich ein Bild zu machen. Ich habe z.B. beim Gastanken nicht notiert, wie viel Super Benzin zu dem jeweiligen Zeitpunkt gekostet hat. Ich kann also nicht exakt sagen, wie viel ich genau bei jedem Tanken gespart habe. Trotzdem ist viel Zahlenspielerei dabei. Beim Kilometerstand 24796 seit Umrüstung habe ich 3361l Gas für 1860,50€ (Ø0,55€/l) und 301l Super für 302€ (Ø1€/l) getankt. Die Werte sind vor allem beim Benzin so niedrig, weil ich das bisschen Benzin, was ich noch gebraucht habe, meist in Prag versteuert habe. Das Gas ist in CZ auch noch deutlich günstiger, liegt z.Z. unter 0,40€/l. Bei Ø1,20€/l Super hätte ich bisher 1259,35€, bei Ø1,30€/l Super wären es 1544,50€. Der wirkliche Wert liegt wohl irgendwo dazwischen. Wenn die Preisentwicklung für Benzin so bleibt oder sich noch verschärft, werde ich wohl weniger als 45Tkm benötigen, um die Investition wieder herauszuholen. Nicht eingerechnet sind Kosten für einen evtl. Gasfilterwechsel (ca. 40€) oder Zündkerzenwechsel in kürzeren Intervallen. Ich bin 780km bewusst mit Super Benzin gefahren, extra zu dem, was ich zum Anlassen und Warmfahren gebracht habe. Das sind hauptsächlich Top-Speed-Fahrten, bei denen ich doch auf die Warnhinweise von Jaguar höre. Aber das macht schon Spaß auf der A4 von Chemnitz nach Dresden zu sprinten ohne die Tachonadel unter 230km/h kommen zu lassen. Das schlechte Gewissen dabei ist deutlich geringer geworden. Wenn ich also Benzin gefahren bin, hatte ich dann auch einen entsprechend hohen Verbrauch. Einen Gesamtdurchrittsverbrauch für Gas zu ermitteln ist deshalb schwer. Den Gesamtdurchschnittsverbrauch seit der Umstellung liegt bei 11,6l/100km Benzin, für die 95Tkm zuvor waren es 10,5l/100km. Auch wenn ich es erst selbst nicht verstehen konnte, wie der Bordcomputer Verbrauchswerte anzeigen kann, wenn gar kein Benzin verbraucht wird? Die Anzeige stimmt aber, zeigt nur ca. 0,2l zu wenig an, was ich schon früher mal ermittelt hatte. Im Gasbetrieb wird angezeigt, was man an Benzin brauchen würde. Das wird wohl daran liegen, das die Verbrauchswerte über die vom Motorsteuerteil berechneten Einspritzmengen ermittelt werden. Und die stehen zur Verfügung. Jedenfalls spiegelt der höhere Durchschnittsverbrauch wieder, das ich nun wieder gern etwas mehr Gas gebe. Das bedeutet aber auch, dass ich im Zeitraum nach der Umrüstung fast 250l Super Benzin mehr verfahren hätte, also 300€, wenn man Ø1,20€/l annimmt. Ein Rechenmodell nutze ich gern, wie viel Liter Super Benzin pro 100km würde ich gerade preislich gesehen verbrauchen? Aktuelle Werte: ca. 13L/100km Gas, 0,58€/L Gas und 1,38€/L Super ergibt 5,5L Super/100km. Das sind natürlich nur die Spritkosten. Klingt aber gut! Interessant und oft angefragt ist der Mehrverbrauch Gas gegenüber Benzin. Durch die funktionierende Verbrauchsanzeige kann ich recht genaue Aussagen machen. Die Durchschnittsverbrauchswerte für Gas liegen meist zwischen 12 und 14,5l/100km. Der Mehrverbrauch liegt dabei bei min. 15% und max. 35%. Die folgende Grafik zeigt den Zusammenhang von Mehrverbrauch und Fahrweise. Im mittleren Leistungsbereich ist der Mehrverbrauch am geringsten. Bei wirklich sparsamer Fahrweise kann man das Auto, ohne eine Verkehrsbremse zu sein, auf 8,5lSuper/100km drücken. Mit Gas kommt man nicht unter 11,5l. Das spricht für ein gutes Motormanagement, das man mit Gas nicht mehr optimal nutzen kann. nach oben ^ Vorausgesetzt, es gibt keine Reparaturen durch das Gasfahren, habe ich die Investition Anfang nächsten Jahres eingefahren und fahre dann wirklich deutlich günstiger. Da ich das Auto noch wenigstens zwei Jahre fahren möchte, hat sich die Gasumrüstung dann bestimmt gelohnt. Aber auch für das gute Gefühl hat es sich gelohnt. Irgendwie habe ich immer ein Grinsen im Gesicht, wenn ich an einer Tankstelle vorbeifahre und die Spritpreise sehe. Schade, dass die Autogaslösung leider nur einer kleinen Gruppe Autofahrer vorbehalten bleiben wird. Aber sie ist derzeit eine richtig gute und praktikable Alternative zu Benzin und Diesel. nach oben ^ Jetzt zeigt mein Tacho 170Tkm, was bedeutet, 75Tkm mit Gas gefahren. Ich habe bei 135Tkm Flashlube nachrüsten lassen, und wenn es nur für das gute Gewissen ist. Schaden tut es jedenfalls nicht. Seit dem sehe ich das Prinzip, mit Gas nicht über 200km/h zu fahren, nicht mehr so ernst. Manchmal mache ich es trotzdem, weil mit Benzin die Endgeschwindigkeit doch 5-10km/h höher ist. Doch auch mit Gas erreicht das Auto die von Jaguar angegebene Höchstgeschwindigkeit von 235km/h ohne Probleme, GPS-gemessen! Bei 160Tkm habe ich vorsorglich die Zündkerzen gewechselt. Das Bild der alten Zündkerzen zeigt aber, dass es nicht notwendig war. Es ist kein Abbrand an den Elektroden oder Beschädigungen am Isolator zu sehen. Bei ca. 155Tkm habe ich die Umschaltparameter von Benzin auf Gas ändern lassen. Jetzt schaltet die Steuerung nur beim Abtouren auf Gas um, was bedeutet, kein Ruckeln mehr. Doch warum wird das nicht generell so gemacht? Wahrscheinlich, weil so das Umschalten im Durchschnitt später erfolgt, zumindest bei mir. Die jetzigen Parameter fürs Umschalten sind wahrscheinlich seltener erfüllt. Das gleiche ich im Moment aus, indem ich bei warmen Motor bewusst gleich mit Gas starte. Zum gleichen Zeitpunkt wurde das Ventilset am Tank gewechselt. War wohl eine Rückrufaktion, zumindest hat der Hersteller die Kosten übernommen. Das Druckventil, das bei Leitungsbruch schließen soll, hat seine Funktion schon manchmal bei hohen Gasbedarf getan. Das führte wohl dann zum Rückeln bei hohen Drehzahlen mit Vollgas. Seit dem ist das vorzeitige Umschalten von Gas auf Benzin bei Volllast und bei nicht ganz leeren Tank kaum noch aufgetreten. Das Vorhaben, die Ventile und Ventilsitze einfach mit Endoskope prüfen zu lassen, hat sich als nicht realistisch herausgestellt. Im Motorenfachbetrieb, die dies als Dienstleistung machen können, erklärten mir, das es keinen Sinn macht. Durch die Zündkerzenlöcher kann man nur sehen, ob die Ventile noch ganz sind. Um die Ventilsitze begutachten zu können, müsste man den Motor auseinander nehmen. Klang und Leitung des Motors geben aber keinen Hinweis, das der Motor durch den Gasbetrieb Schaden genommen hat. Break even war nach ca. 42Tkm. Jetzt im Nachhinein ist die Entscheidung für LPG einfach nur richtig gewesen. Das es sich gerechnet hat, steht außer Frage.
Albrecht Schnappauf 09/2005 Letzte Änderung 11/2006 |